1907-2007: 100 Jahre Tölzer SPD und bis Heute 2019

Die Tölzer SPD feierte im Jahr 2007 ihren 100. Geburtstag. Josef Förster schrieb die wichtigsten Daten der Tölzer SPD zusammen, und die Chronik wurde ergänzt bis Heute 2019.

Gründung des „Sozialdemokratischen Vereins Tölz" im Jahre 1907

Nach dem Fall des Sozialistengesetzes im Jahre 1890 konnte sich die SPD auch in Bayern von Wahl zu Wahl steigern und ihre Organisation ausbauen. So erreichte sie bei den Landtagswahlen 1907 bayernweit 18 Prozent der abgegebenen Stimmen. Auch im Oberland nahm die Zahl der Ortsvereine zu.

Auf diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass unter dem Datum 14. Februar 1907 ein neu gegründeter „Sozialdemokratischer Verein Tölz" dem Stadtmagistrat die Zusammensetzung seines fünfköpfigen Vereinsausschusses meldete. An dessen Spitze standen als 1.Vorsitzender der Schlosser Joseph Wenninger und der Bildhauer Max Baader als 2.Vorsitzender. Eine wenige Tage später abgehaltene Versammlung des Vereins in der Gaststätte zum Neunerwirt ist ebenfalls im Stadtarchiv Bad Tölz dokumentiert. Das Protokollbuch des Vereins datiert die Gründung auf den 1. Januar 1907.

Bereits im Jahre 1893 hatte sich in Tölz ein Arbeiter-Verein gegründet, der als Zweck „die Vertretung aller Arbeiterinteressen auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiet sowie der Parteiinteressen der arbeitenden Klasse" benannt hatte. Im Jahre 1903 war in Tölz der Arbeiter-Radfahrer-Bund „Solidarität" ins Leben gerufen wor­den. Auch die sozialdemokratischen Gewerkschaften hielten 1907 eine öffentliche Versammlung im Grünerbräu ab, in der zum Zusammenschluss der Arbeiter in Gewerkschäften aufgerufen wurde. Es ist davon auszugehen, dass diese Umstände die Gründung und den Ausbau des Tölzer „Sozialdemokratischen Vereins" in der Zeit bis zum 1.Weltkrieg begünstigten und förderten.

1918-1933: Jahre des Umbruchs und der Verantwortung

Zusammenbruch der monarchischen Ordnung: Tölzer Arbeiterrat tritt an die Stelle des aufgelösten Stadtmagistrates

Eine Zeit besonderer Verantwortung brach für die Tölzer Sozialdemokraten mit dem Ende des 1.Weltkrieges herein. Der Zusammenbruch der monarchischen Ordnung und die anschließende durch Not und Elend beeinflusste revolutionäre Situation führten auch in Tölz zu zahlreichen massenhaft besuchten Volksversammlungen. Bereits am 17. November 1918 - acht Tage nach dem Ende des Krieges - sprach erstmals in einer öffentlichen Versammlung des Sozialdemokratischen Vereins Michael Deschermeier zur Arbeiterschaft. Deschermeier, geboren 1885 in Kötzting, von Beruf Dekorationsmaler, war 1918 als Schwerkriegsbeschädigter nach Tölz zugezogen und bekleidete zunächst die Funktion des 2. Vorsitzenden des Vereins. Eine weitere Großveranstaltung war die Tölzer Totenfeier zum Gedenken an den ermordeten bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner, auf der der inzwischen zum Arbeiterrat gewählte Deschermeier einen bewegenden Nachruf sprach. Im April 1919 kam es dann mehrmals zu überfüllten Versammlungen des Tölzer Arbeiter­rates, der anstelle des aufgelösten Stadtmagistrates die öffentliche Ordnung und die Versorgung der Not leidenden Bevölkerung zu gewährleisten hatte. Vorsitzender dieses Arbeiterrates war wiederum Michael Deschermeier. Der Rat selbst bestand aus sechs Mehrheitssozialdemokraten und zwei Unabhängigen Sozialdemokraten, eine Folge der Spaltung der Sozialdemokratie während des Weltkrieges. Am 1. Mai 1919 kam es zu einer großen Maifeier der sozialdemokratischen Arbeiterschaft: 300 Menschen zogen vom Bahnhof zur Marktstraße. Eine weitere Kundgebung der Sozialdemokratie im Grünerbräu richtete sich am 13. Mai 1919 gegen die als ungerecht empfundenen Friedensbedingungen des Versailler Vertrages.

Stadtratswahl beendet Tätigkeit des Arbeiterrates

Michael Deschermeier führende Kraft der sozialdemokratischen Arbeiterschaft

Die erstmals am 15.Juni 1919 durchgeführte Tölzer Stadtratswahl beendete die Tätigkeit des Arbeiterrates.

Die Wahl brachte folgende Ergebnisse:

  • Sozialdemokratische Mehrheitspartei 4 Sitze
  • Bayerische Volkspartei 11 Sitze
  • Deutsche Demokratische Partei 2 Sitze

Die ebenfalls angetretene Unabhängige Sozialdemokratische Partei ging mit nur 97 abgegebenen Stimmen bei der Sitzverteilung leer aus.

Für die Mehrheitssozialderriokraten zogen neben Deschermeier der Wäschereibesitzer Georg Bayerle, der Zimmermann Dominikus Niggl und der Gütler Georg Großthanner in den ersten Tölzer Stadtrat ein. Fraktionsführer wurde Michael Deschermeier, der dieses Amt bis zum Verbot der Partei im Jahre 1933 ausübte. In dieser Zeit war Deschermeier auch Bezirks- und Kreisrat und Kreisvorsitzender der ab 1922 wiedervereinigten SPD sowie Führer der sozialdemokratischen Freien Gewerkschaften. Zweifellos war er die anerkannte Führungspersönlichkeit der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung in Bad Tölz und Umgebung zwischen Weltkriegsende und Naziherrschaft. Bei den Kommunalwahlen 1924 und 1929 korinte die SPD ihren Anteil an den Stadtratssitzen auf fünf von 20 erhöhen. Die Bürgerliche Wahlgemeinschaft erreichte bei beiden Wahlen die absolute Mehrheit. In den 14 Jahren von 1919 bis 1933 war es das Bestreben der sozialdemokratischen Mandatsträger auf kommunalem Gebiet, die Lage der Arbeiterschaft zu verbessern (u.a. Förderung des Wohnungsbaues), auf der anderen Seite aber auch das Gemeinwohl im Auge zu behalten, wie es Deschermeier in einer Wahlkampfrede im Jahre 1929 betonte.

100 Jahre

Verbot und Verfolgung während der Naziherrschaft 1933 -1945

Die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 führte bald zu einem Ende jeglicher sozialdemokratischer Betätigung. Wenige Tage vor der letzten Reichstagswahl, am 2. März 1933, also fünf Wochen nach der Machtergreifung, ergriff Michael Deschermeier auf einer gutbesuchten, öffentlichen Kundgebung der Eisernen Front (republikanischer Schutzbund) im Schaftlerbräu letztmals das Wort, um vor den Versprechungen der Nazis zu warnen und für die SPD zu werben. Wegen des bevorstehenden Verbotes der Partei verzichteten die beiden verbliebenen SPD-Stadträte Deschermeier und Georg Huber am 21. April 1933 nach der erfolgten Gleichschaltung durch die neuen Machthaber auf ihre Ämter, Dadurch mussten sie immerhin nicht mehr persönlich miterleben, wie der inzwischen in die Nazi-Partei eingetretene Tölzer Bürgermeister sechs Tage später bei der Eröffnung des neuen Stadtrates die neuen Stadträte „einlud", im „Geiste der nationalen Bewegung des neuen Deutschlands" ihrer Arbeit nachzukommen (Zitat: Tölzer Kurier). Kurze Zeit später erfolgten Hausdurchsuchungen durch SA- und NSDAP-Mitglieder: Schreib­maschine, Bücher und Unterlagen des sozialdemokratischen Ortsvereins wurden beschlagnahmt. Mit dem Verbot begann die Verfolgung: So wurde Michael Deschermeier am 30. Juni 1933 verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Seine Ent­lassung erfolgte am 5.August 1933. Zur gleichen Zeit wurde auch sein Fraktions­kollege Georg Huber in „Schutzhaft" genommen, wie es beschönigend hieß. In der Folgezeit bis zum Ende der Naziherrschaft mussten sich Deschermeiers und seiner Gesinnungsfreunde verbliebene Tätigkeit auf das Abhören von Feindsendern und heimliche Zusammenkünfte in der Wohnung beschränken.

Nach 1945: Wiedergründung. Wandel zur Volkspartei, im Dienste der sozialen Demokratie

Unmittelbar nach Kriegsende bestellte die amerikanische Besatzungsmacht Michael Deschermeier aufgrund seiner kommunalpolitischen Erfahrungen und als unbe­lastete Persönlichkeit zum 2. Bürgermeister der Stadt Bad Tölz. Sie beauftragte ihn mit der Wiederbelebung der Kommunalbehörde und der Verwaltungs-Organe des öffentlichen Dienstes. Seinen Dienst für den Wiederaufbau konnte er jedoch nur noch kurze Zeit ausüben. Am 20. November 1945. verstarb Michael Deschermeier an den Folgen seiner seit langem bestehenden körperlichen Leiden (Kriegsversehrter des l .Weltkrieges) im Alter von 60 Jahren. Ein Gedenkartikel in der damaligen Heimatzeitung „Hochland-Bote" bezeichnete seinen Tod als einen großen Verlust für unsere Stadt und den gesamten Landkreis. Wiedergründung des Ortsvereins 1946 Die Wiedergründung der SPD in Bad Tölz in Bad Tölz gelang dann im Jahre 1946 dem Elektromeister Karl Winkler mit zunächst wenigen Gesinnungsfreunden. Winkler stammte aus einer sozialdemokratischen Familie in der Nähe von Würzburg und war schon in den zwanziger Jahren auf der Walz in Tölz hängen geblieben. Von 1948 - 1972 war er dann 24 Jahre Tölzer Stadtrat.

Zu den ersten Mitgliedern nach der Wiedergründung gehörte auch der Maurerpolier Georg Streicher. Lange Jahre gehörte er dem Tölzer Stadtrat an und war in der Periode 1948 - 1952 2. Bürgermeister der Stadt Bad Tölz. Für seine Verdienste um die Allgemeinheit (u.a. AOK) erhielt Georg Streicher 1958 das Bundes­verdienstkreuz. Ära Ernst Thissen

Von großer Bedeutung für den bald einsetzenden Aufschwung des wiedergegründeten Ortsvereins war ohne Zweifel - ohne die Verdienste anderer zu schmälern - die Tatsache, dass Karl Winkler im Jahre 1947 Ernst Thissen in die Partei aufnahm. Thissen, gebürtiger Rheinländer, war nach der Entlassung aus der amerikanischen Gefangenschaft Busfahrer bei den amerikanischen Streitkräften in Bad Tölz geworden, gründete den ersten Betriebsrat und war, bis er sich 1950 mit seiner Fahrschule selbständig machte, auch dessen Vorsitzender. 1950 löste er Georg Streicher als Ortsvorsitzender der Tölzer SPD ab und blieb es mehr als ein Vierteljahrhundert. Nach seiner Wahl in den Stadtrat war er auch jahrzehntelang Fraktionsvorsitzender, lange Zeit führte er auch die Kreistagsfraktion und die Kreis-SPD. Vier Jahre lang war Ernst Thissen ab dem Jahre 1956 zudem stellvertretender Landrat des Altlandkreises Bad Tölz.

Darüber hinaus erwarb sich Thissen als Initiator der AWO-Seniorentagesstätte in der Tölzer Siedlung und durch die Schaffung eines Kindererholungsheimes in Vorderriß bleibende soziale Verdienste. Wegen seiner überragenden Verdienste kann man ihn mit Recht die dominierende und prägende Gestalt der ersten drei Nachkriegs-jahrzehnte, Motor und Rückgrat der Tölzer SPD und des Altlandkreises nennen. Selbstverständlich wirkten sich in diesen Jahren der dynamische und rastlose Arbeitsstil ihres Vorsitzenden und dessen persönliches Ansehen entsprechend positiv für die örtliche Partei aus. Dies betraf sowohl den Einsatz für den Wiederaufbau nach dem Kriege, die Förderung der kommunalen Daseinsvorsorge, als auch die partei­politischen Aktivitäten.

Wahlerfolge durch den „Genossen Trend"

Der Wandel der SPD von der ursprünglichen Klassenpartei der Arbeiterschaft zur Volkspartei des Godesberger Programms des Jahres 1959 erhöhte auch in Bad Tölz die Attraktivität der Partei für breitere Bevölkerungsschichten. In den sechziger Jahren sprach man vom „Genossen Trend", da die SPD von Wahl zu Wahl Stimmenzuwächse erzielte.

Besonders erfreulich war das Ergebnis der Kommunalwahl 1966: Auf dem Höhepunkt seiner Popularität erreichte Ernst Thissen bei der Tölzer Bürger­meisterwahl mit 46 Prozent der Stimmen ein sensationelles Ergebnis. Bei der gleich­zeitigen Stadtratswahl erhielt er sogar die meisten Stimmen aller Kandidaten sämtlicher Parteien und Gruppierungen. Die SPD konnte bei dieser-Wahl die Anzahl ihrer Stadtratssitze von vier auf sieben (von 20) fast verdoppeln. Eine attraktive Kandidatenliste, die mit dem Wandel der SPD zur Volkspartei zu tun hatte, wurde von der Wählerschaft in großem Maße honoriert. Zu den erfolgreichen Kandidaten, die 1966 erstmals für die SPD in den Stadtrat einzogen, gehörten auch die verdienten Ortsvereinsmitglieder Fritz Niebler und Georg Eberl.

Sechs Jahre später - 1972 - konnte die Tölzer SPD acht Stadträte von insgesamt 24 Räten stellen. Bei dieser Wahl verlief auch der Generationswechsel erfolgreich. Neben Thissen, Niebler und Eberl zogen fünf neue Stadtratsmitglieder auf der SPD-Liste m das Tölzer Stadtparlament ein: Christa Harrer, Dr. Werner Schulz, Hans Haitzer, Otto Groß und Franz Fritzmeier. Zahlreiche Initiativen zur Tölzer Stadtentwicklung prägten in dieser Zeit die SPD-Kommunalpolitik (u.a. Schulen, Umgehungsstraße). 1978 zog Günther Kick in den Stadtrat ein, der in der folgenden Periode auch den Vorsitz der SPD-Kreistagsfraktion inne hatte und sich bis heute große Verdienste im Verein „Rettet die Isar" erwarb. Christa Harrer 20 Jahre Abgeordnete im Bayerischen Landtag.

Ebenfalls 1978 trat Christa Harrer verstärkt in das politische Rampenlicht. Mit großer Mehrheit war sie zur Landtagskandidatin der SPD für den Stimmkreis Garmisch-Partenkirchen/Bad Tölz gewählt worden. Die eigentliche Riesen­überraschung gelang ihr dann bei der Landtagswahl selbst: Nach einem furiosen Wahlkampf, in dem sie täglich an die 150 km zurücklegen musste, schaffte sie mit einem ungewöhnlich hohen Zweitstimmenergebnis auf Anhieb den Sprung in den Landtag. Diesen Erfolg sollte sie dann noch viermal wiederholen. So konnte Christa Harrer bei .ihrem Ausscheiden im Jahre 1998 auf eine 20-jährige bürgernahe Parlamentsarbeit zurückblicken. In diesen zwei Jahrzehnten war sie das sozial­demokratische Aushängeschild in Stadt und Landkreis. Neben ihrem Fleiß in der Vertretung der Bürgerinteressen war sicherlich ausschlaggebend für ihre Erfolge, dass sie nach dem Urteil ihrer Weggefährten das richtige Gespür für die Leute hatte und Politik als praktische Lebenshilfe verstand. Ihre Popularität half ihr auch bei einer anderen Wahl: 1984 kandidierte Christa Harrer für das Tölzer Bürgermeisteramt. Ähnlich wie Ernst Thissen 1966 schaffte sie mit reichlich 45 Prozent der Stimmen ein sensationelles Ergebnis. Positiv wirkte sich die Wahl auf die Zahl der Stadtratsmandate aus.

Rückschläge in den neunziger Jahren

In den neunziger Jahren musste der SPD-Ortsverein dann eine schwierige Talsohle durchschreiten. Trotz Bemühen um eine profilierte Stadtratsarbeit unter dem Fraktionschef Walter Karl und eine vielseitige Ortsvereinsarbeit unter dem Vorsitzenden Josef Förster mussten Rückschläge insbesondere bei den Kommunal­wahlen verkraftet werden. Als Ursachen dürften die verkleinerte Personaldecke des Ortsvereins und eine rückläufige Verankerung in den gesellschaftlichen Orga­nisationen eine maßgebliche Rolle gespielt haben.

Lichtblick 2000: Willi Streicher überrascht alle bei Bürgermeisterwahl

Ein erfreulicher Lichtblick bot sich Ortsverein und Öffentlichkeit dann im Jahre 2000. Zur allgemeinen Überraschung konnte Stadtrat Willi Streicher bei der Tölzer Bürgermeisterwahl zunächst mit einem Stimmenanteil von 26 Prozent den CSU-Bewerber aus dem Rennen schlagen und bei der anschließenden Stichwahl mit 36,3 Prozent der abgegebenen Stimmen weit mehr als einen Achtungserfolg erzielen. Dies hatte dann auch positive Auswirkungen auf die Stadtratswahl 2002. Im Jubiläumsiahr 2007 die Kommunalwahl 2008 im Visier

Seit dem Jahre 2002 versucht die engagierte neue Ortsvorsitzende und Stadträtin Camilla Plöckl gemeinsam mit ihrem personell erneuerten Vorstand und der Fraktion (Vorsitzender: Willi Streicher) mit großem Elan den Ortsverein voranzubringen. Im Jubiläumsjahr 2007 gilt es die Kommunalwahl 2008 optimal vorzubereiten und mit den Kandidatinnen und Kandidaten dann in den Wahlkampf zu ziehen.

Resümee

Die 100-jährige Geschichte der Tölzer SPD ist eng mit der Geschichte der Stadt und ihrer Bürgerschaft verwoben. Stand in der ersten Hälfte des Jahrhunderts der Kampf gegen existentielle Not und Gefahr im Mittelpunkt, waren die späteren Jahrzehnte vom Ringen um die soziale Demokratie und die Verbesserung der kommunalen Daseinsvorsorge geprägt. Zwar war die Tölzer SPD im Stadtrat stets in der Minderheitsoposition. Dennoch haben es ihre Repräsentanten vermocht, kraft ihrer Persönlichkeit, ihrer Überzeugungs- und Tatkraft aus der Minderheit heraus vieles positive zu bewirken: Für die Stadtentwicklung, für die sozialen Einrichtungen und das soziale Leben in der Stadt. Dies liegt natürlich auch daran, dass der Stadtrat ein Kollegialorgan und nicht von der Rivalität Regierung/Opposition geprägt ist. So ist die Tölzer SPD mit einem gewichtigen Anteil an den Erfolgen der Kommunalpolitik fest in der Stadt verwurzelt. Die Tölzer SPD hat als älteste demokratische Partei in der Stadt eine lange und große Tradition. Diese zu bewahren und immer wieder mit Leben zu erfüllen, bedeutet eine große Aufgabe und eine nicht minder große Verpflichtung.

Die Tölzer SPD zu Beginn ihres 2. Jahrhunderts

Das neue Ortsvereinsjahrhundert begann mit den Kommunalwahlen 2008. Ebenso wie bei der Wahl 2014 musste sich der SPD-Ortsverein mit 3 Stadtratsmandaten und dem 4. Platz begnügen. Trotzdem gelang Willi Streicher bei der Wahl zum 3. Bürgermeister jeweils eine positive Überraschung. Bei Stimmengleichheit mit seinen Mitbewerbern, verlor er bei beiden Wahlen nur durch Losentscheid.

Dr. Marie-Luise Schulze-Jahn 2010 verstorben

2010 verstarb unsere hochgeachtetes Ortsvereinsmitglied und Ehrenmitglied des SPD-Kreisverbandes Dr. Marie-Luise Schulze-Jahn. Als Widerstandskämpferin im Umkreis der „Weißen Rose“ hatte sie sich unter Einsatz ihres Lebens dem Terrorregime der Nazis entgegengestellt und bis ins hohe Alter sich unermüdlich gegen das Vergessen eingesetzt. Ihr Vermächtnis bedeutet für uns, in ihrem Sinne den Gefährdungen der Demokratie stets und entschieden zu begegnen.

Häufiger Personalwechsel im Ortsvereins

Ebenfalls 2010 wählte der Ortsverein den jungen Genossen Paul Lehmann zum Vorsitzenden. Als SPD-Stimmkreiskandidat schnitt er bei der Landtagswahl 2013 erfreulich gut ab. Nach der Kommunalwahl 2014 trennte er sich allerdings von der Partei. So nahm sich Camilla Plöckl noch einmal in die Pflicht und führte den Ortsverein bis zur Neuwahl 2016 - insgesamt ein volles Jahrzehnt! Die Juso-Kreisvorsitzende Kati Koper übernahm anschließend den Ortsverein. Wegen ihres beruflich bedingten Weggangs holte das Führungsproblem den Ortsverein sehr bald wieder ein.

2018 gelang es dann, einen neuen Ortsvorstand zu wählen. Zum neuen Ortsvorsitzenden wurde das Neumitglied Michael Ernst gekürt. Im Vereinsleben als 2. Vorsitzender des Tölzer Turnvereins fest verankert ist er entschlossen und bietet die Gewähr, mit Unterstützung junger und erfahrener Mitglieder einen erfolgreichen Wahlkampf für die Kommunalwahl 2020 zuführen.